„Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ – dies alte Sprichwort bewahrheitet sich wieder einmal.
Im Rathaus neigt sich ein fast normaler Arbeitstag dem Ende entgegen. Aber nur „fast normal“; denn Bürgermeister Albert Babel feiert heute seinen 50. Geburtstag und ist deshalb etwas genervter als sonst und wieder besonders „charmant“ zu seiner Frau Erna und der Tochter Lisa, die er beide für sich im Rathaus arbeiten lässt. Seine Grobheiten werden noch durch die neue Sprechanlage im Rathaus verstärkt, mit deren Hilfe er die Befehle nun vom Schreibtisch erteilen kann. Erna und Lisa sind sich wieder einmal einig: Albert führt sich auf wie ein richtiger Tyrann.
Dies spürt auch Rosalinde, die Putzfrau, die den Bürgermeister immer wieder beim Einstudieren seiner Rede stört. Zu allem Überfluss teilt ihm die neugierige Rosalinde auch noch mit, dass seine Tochter ein Verhältnis mit Peter Bacher hat, dem Sohn des verhassten Bürgermeisters aus dem Nachbarort! Ultimativ fordert er seine Tochter auf, dieses Verhältnis noch am gleichen Tag zu beenden. Selbstverständlich weigert sich Lisa und erfährt von ihrem zornigen Vater, wie sehr er es wieder einmal bereut, nur eine Tochter und keinen Sohn zu haben. Denn mit einem Sohn – so der strenge Vater – gäbe es bestimmt keinen solchen Ärger.
Dank der neuen Sprechanlage im Rathaus, die Albert selbst noch nicht so richtig beherrscht, hört Lisa durch Zufall im Büro nebenan ein paar „Sünden“ aus Alberts Jugendzeit, die dieser seinen besten Freunden Fritz und Eugen erzählt. War er doch als frischgebackener Fliesenlegermeister in jungen Jahren auf einer Großbaustelle in Saudi-Arabien, wo er durch Zufall einen Scheich kennenlernte und dieser ihm ein Leben in Saus und Braus ermöglichte. Dazu zählte auch die schöne Haremsdame Laila, die dem jungen Albert den Arbeitsaufenthalt in Saudi-Arabien verschönte.
Dieses „unvergessliche Erlebnis“ aus seiner Jugend hätte Albert seinen Freunden besser nicht erzählt, denn Lisa dreht ihrem Vater daraus einen gewaltigen Strick! Ihr Freund Peter schlüpft in das Kostüm eines arabischen Scheichs und gibt sich als Lailas Sohn aus. Albert fällt aus allen Wolken. Von nun an beginnt ein „Katz-und-Maus-Spiel“ zwischen Albert, der die wahre Identität seines vermeintlichen Sohnes aus verständlichen Gründen vertuschen will und Lisa und Peter, die den am Boden zerstörten Vater immer weiter in die Enge treiben. Albert erkennt, welche Schwierigkeiten ihm sein neuer „Sohn“ bereitet und wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder nur eine Tochter zu haben.
Am Ende ist der ehemalige Tyrann soweit, seinen Posten als Bürgermeister abzugeben. Er würde am liebsten in ein Mauseloch versinken. Wie eine Erlösung ist es für ihn, als das dubiose Verwandtschaftsverhältnis aufgeklärt wird und Peter sich als Sohn des Nachbarbürgermeisters zu erkennen gibt. Gerne gibt der „Tyrann“ jetzt seinen Segen zur Hochzeit, denn ein Schwiegersohn ist ihm allemal lieber als ein „richtiger“ Sohn aus Saudi-Arabien.
Albert Babel
Bürgermeister mit Leib und Seele, sehr von sich überzeugt, eingebildet, herrschsüchtig, mit einer guten Portion Scheinheiligkeit ausgestattet, entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einem „lammfrommen“ Schaf. 50 Jahre.
Erna Babel
Alberts Frau, zunächst gutmütig, entwickelt sich aber mit der Zeit zum ebenbürtigen Gegenpart ihres Mannes, resolut, lässt sich nichts gefallen, 50 Jahre.
Rosalinde
Putzfrau im Rathaus, schrecklich neugierig, ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Lauschen an verschlossenen Türen; Alter beliebig.
Lisa Babel
Tochter des Bürgermeisters, schlagfertig, intelligent, gutaussehend, was Willenskraft angeht, steht sie ihrem Vater in nichts nach. Mitte zwanzig.
Peter Bacher
Freund von Lisa, gewitzt, schlagfertig, entwickelt ungeahnte schauspielerische Begabung, Anfang dreißig.
Eugen Schüpp
Bürgermeisterstellvertreter, Alberts bester Freund, Groß-Bauunternehmer, seine hervorstehenden Eigenschaften sind Habgier, Egoismus und Falschheit, 40-50 Jahre.
Fritz Hoosbeen
Gemeinderat, Landwirt, etwas naiv und leichtgläubig, trinkt gerne, 40-50 Jahre.
Gut eingerichtetes Amtszimmer des Bürgermeisters mit insgesamt drei Abgängen (Mitte ins Freie, rechts in die anderen Büros, links in die Wohnung) und einem Fenster mit Blick ins Freie.
Auf der Bühne ein Schreibtisch (evtl. auf erhöhter Plattform) und Stuhl des Bürgermeisters, Besprechungstisch mit Sesseln und einer Couch, an den Wänden Schränke mit Aktenordnern, Uhr, Spiegel, Pflanzen usw.
Besetzung:3w 4m Zeit:Gegenwart Spielzeit:ca. 100 Min. Erschienen bei:Karl Mahnke Theaterverlag GmbH, Hardenbergstraße 6, 10623 Berlin Online bestellen:www.mahnke-verlag.de E-Mail:info@mahnke-verlag.de