m Kaufhaus Dickeschanz herrscht gähnende Leere. Fast alle shoppen online von zu Hause aus. Und kommen sie doch mal ins Kaufhaus, dann werden dort mehr Geschäfte auf der Kundentoilette gemacht als im Laden. Jetzt soll ein knallharter Unternehmensberater kommen, um Mitarbeiter zu kündigen und um alles auf den Prüfstand zu stellen.
Es soll auch die beiden Verkäuferinnen Gina und Suse treffen. Dumm nur, dass Suse gerade eher vergesslich statt dienlich wird und ihren Job auf keinen Fall verlieren darf! Die beiden Verkäuferinnen haben nur eine Chance: Sie müssen so tun, als laufe ihre Abteilung prächtig! Und so stürzen sie sich in eine schreiend komische Zitterpartie!
Überrumpelte Bekannte müssen spontan als begeisterte Stammkundschaft herhalten und Suses vergesslichen Total-Ausfälle biegen die beiden immer wieder so um, dass sie wie Musterbeispiele für exzellenten Kundenservice aussehen. Doch als dann auch noch die Kaufhaus-Inhaberin höchstpersönlich für eine Audienz vorbeikommt und sich Minuten vorher eine Klima-Aktivistin mitten ins Sortiment klebt, bricht das völlige Chaos im Kaufhaus aus.
„Kaufhaus in Trouble“ zeigt auf unglaublich humorvolle Weise die aktuellen Herausforderungen des Einzelhandels auf und bezieht die Zuschauer dabei immer wieder witzig ins Geschehen ein – mal sind sie die Belegschaft bei der Betriebsversammlung – mal landen sie als Kundschaft auf der Bühne.
10 Rollen – Besetzung variabel mit 6 – 10 Personen (2-10w/0-8m) (eine Rolle optional)
Suse Nolde – Verkäuferin, leicht vergesslich (153)
Suse ist eine gutherzige, hilfsbereite Verkäuferin mit einem riesigen Problem: In letzter Zeit vergisst sie allerdings immer wieder, was sie gerade machen wollte. Und jetzt kommt auch noch ein Unternehmensberater ins Kaufhaus, der nur darauf lauert, Schwächen aufzudecken und Mitarbeiter „wegzurationalisieren“. Dabei braucht Suse ihren Job dringend! Mit ihrer Vergesslichkeit wird sie wohl kaum einen neuen finden und eine Probezeit überstehen. Also bleibt nur eins: Suse muss alles daransetzen, vor dem Unternehmensberater ihre Vergessens-Probleme zu kaschieren.
Suse hat eine Lesebrille, die an einem Kettchen um Ihren Hals hängt. An ihrer Brust ist ein Namensschild (ebenso bei den weiteren Beschäftigten). Alter: Über 50
Gina Kaiser – von Beauty besessene Verkäuferin (156)
Wie sehe ich aus? Das ist für Gina DIE Frage, um die sich alles dreht. Sie ist perfekt gestylt, stark geschminkt und hat extrem lange, manikürte Fingernägel. Ihre Leidenschaft hat sie auch zum Nebenberuf gemacht – Gina ist Influencerin und gibt auf ihren Social-Media-Kanälen Beauty-Tipps. Auch im Kaufhaus hat sie die Attitüde einer Beauty-Influencerin und gestikuliert beim Sprechen wild mit ihren Händen. Doch wer Gina für eine hohle Nuss hält, der täuscht sich. Gina ist schnell im Kopf, loyal und jederzeit bereit, für ihre Kollegin Suse die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Doch vor dem Unternehmensberater die Ausfälle ihrer Kollegin zu kaschieren, so zu tun, als laufe die Abteilung prächtig und dabei trotzdem noch tip top auszusehen – das bringt selbst Gina an den Rand. Alter: zwischen 18 und 45
Carsten Matschmüer – knallharter Unternehmensberater (113) (auch weiblich besetzbar)
Carsten weiß es einfach am besten – schließlich hat er an einer Elite-Uni BWL studiert und es sogar zur renommierten Unternehmensberatung MCBimsey geschafft. Klar, dass er für jedes Problem das passende Rechenschema und die effizienteste Business-Lösung zur Hand hat. Carsten ist ein extrem disziplinierter Macher, der schafft, was er sich vornimmt. Bei MCBimsey hat er gekündigt, denn er will jetzt das ganz große Rad drehen – und dafür ist die von der Insolvenz bedrohte Kaufhauskette Dickeschanz (KauDi) der perfekte Steigbügelhalter. Dass er dabei Business-Pläne verfolgt, die sich vor allem für ihn selbst rechnen, das ahnt jedoch keiner…
Carstens Sprache ist durchsetzt mit Business-Anglizismen und er hat einen zynischen Humor, über den nur er selbst herzhaft lachen kann. Er trägt einen eher legeren, aber sehr wertigen Business-Look und geht aufrecht und stolz. Alter: flexibel
Samira – notorische Online-Shopperin – Cousine von Gina (23) (auch männlich besetzbar) Doppelrolle mit Ramona und/oder Emma oder Marleen möglich)
Im Kaufhaus shoppen? Das ist doch total von vorgestern! Samira ist lieber Plus- und Prime-Mitglied bei diversen Online-Händlern. Ist ja auch viel praktischer! Doch eben hat ihre Cousine Gina sie dazu gedrängt, unbedingt ins Kaufhaus Dickeschanz zu kommen. Dass sie dorthin bestellt wurde, um vor dem Unternehmensberater eine begeisterte Offline-Kundin zu spielen, das ist ihr allerdings gar nicht klar. Kein Wunder, dass sie fast die Tour vermasselt. Alter: flexibel
Ute – Putzkraft mit losem Mundwerk (52) (auch männlich besetzbar)
Utes Reich sind die Kundentoiletten – und die bewacht sie wie ein Schießhund. Wer versucht, sich um die 50 Cent zu drücken, kriegt Ärger. Und überhaupt: Ute entscheidet, wer bei ihr aufs Klo darf und wer nicht! Ute ist eine äußerst bodenständige, schlagfertige Frau, die Autoritäten nicht ab kann und zu allem, was im Kaufhaus passiert, lauthals ihren Senf dazugibt. Sie spricht möglichst Dialekt (ansonsten einfach die Passagen im 3. Akt, die sich auf ihren Dialekt beziehen, streichen). Ute geht sehr schwerfällig und schläft oft ein. Sie trägt Putzkittel und Kopftuch (bei männlicher Besetzung: Schiebermütze). Alter: flexibel
Marleen von Dickeschanz – schrullige Kaufhaus-Erbin (81) (auch männlich besetzbar) (Doppelrolle mit Ramona und/oder Samira oder Lokalprominenz möglich)
Reichtum und Besitz sind eine schöne Sache – wären sie nicht so furchtbar lästig! Marleens Eltern haben „KauDi“ gegründet, wurden aber von einem Unfall aus dem Leben gerissen. Und plötzlich hatte Marleen eine Kaufhaus-Kette am Bein! Dabei hat sie gar kein Interesse am Geschäft und traut sich die Verantwortung auch nicht zu. Die gibt sie lieber ab an fachkundiges Personal. Marleen selbst hat sich derweil eingerichtet in ihrem goldenen Käfig, möchte sich mit klassischer Musik und ihrer Porzellan-Tier-Sammlung beschäftigen. Kontakt mit Menschen überfordert sie und macht sie unsicher. Doch als Marleen sich gezwungen sieht, undercover ins Kaufhaus zu gehen und sich noch dazu als Putzkraft auszugeben, stolpert sie plötzlich in ein riesiges Abenteuer: die Realität.
Marleen ist konservativ-majestätisch gekleidet und trägt unterwegs eine große Sonnenbrille und ein edles Tuch um den Kopf, um nicht erkannt und angesprochen zu werden. Marleen bewegt sich stets sehr anmutig, sitzt kerzengerade und schreitet förmlich beim Gehen. Alter: flexibel
Franziska Wittgen – honorige Kleptomanin (28) (Doppelrolle mit Emma möglich)
Wenn Franziska frustriert ist, MUSS sie was klauen – blöderweise ist sie in letzter Zeit eigentlich immer frustriert. Sie ist extra mit ihrem Mann für seinen neuen Job umgezogen – fühlt sich in der neuen Heimat aber nicht wohl und ärgert sich darüber, dass hier alle in ihr nur die „Frau vom neuen Stadtwerkechef“ sehen. Doch wenn sie was klaut, dann lässt diese frustrierte Anspannung kurz nach. Dann ist sie regelrecht euphorisch! Deshalb kommt Franziska fast täglich ins Kaufhaus Dickeschanz und lässt eine Kleinigkeit mitgehen – was, ist ihr eigentlich völlig egal. Zwar plagt sie später immer ein furchtbar schlechtes Gewissen, doch von dem Nervenkitzel und dem euphorischen Rausch kommt sie trotzdem nicht los. Und bisher ist es ja auch immer gutgegangen…
Alter: flexibel
Emma – Klima-Kleberin (19) (auch männlich besetzbar, Doppelrolle mit Ramona und/oder Samira oder Doppelrolle mit Franziska oder Lokalpromi möglich)
Wir stecken mitten in einer Klimakatastrophe – und alle machen „Business as usual“. Das macht Emma echt rasend! Deshalb ging es nicht anders: Emma hat ihren Job gekündigt und ist nun hauptamtliche Klima-Kleberin. Jeden Tag klebt sie woanders, damit ihre Mitmenschen endlich kapieren, dass es so nicht weitergeht. Just als die Verkäuferinnen Gina und Suse zeigen wollen, wie gut sie ihre Abteilung im Griff haben, klebt sich plötzlich Emma ins Sortiment und sorgt restlos für Trouble. Alter: flexibel
Ramona – dreister Sparfuchs (26) (Doppelrolle mit Marleen oder Emma oder Doppelrolle mit Samira und Lokalpromi möglich)
Ramona entdeckt sie immer – die günstigsten Preise. Wie blöd ist man denn bitte auch, wenn man nicht immer und überall die Preise vergleicht?! Ramona findet: selbst schuld! Sie jedenfalls ist so pfiffig, dass sie nie einen Cent zu viel ausgibt und es sogar schafft, um die 50 Cent an der Kundentoilette herumzukommen. Alter: flexibel
Lokalprominenz (3 verschiedene Möglichkeiten) (8)
1. Das Ensemble kann eine echte Lokalprominenz (die z.B. am jeweiligen Abend die Vorstellung besucht) ins Stück einbinden und als Kundschaft auf die Bühne holen. „Lokalprominenz“ könnte z.B. eine bekanntere Person aus der lokalen Politik, dem Vereinswesen, der Lokalpresse, dem örtlichen Einzelhandel, jemand aus einer befreundeten Theatergruppe oder im Zweifel auch der Vorstand oder die Regie der spielenden Theatergruppe sein :-) Die Lokalprominenz hat nur wenige, einfache Einsätze und wird immer direkt angesprochen, sodass sie sich nicht wirklich Stichworte merken muss. Es sollte reichen, ihr den Text vorher zu zeigen und ggf. einmal alles durchzusprechen.
2. Die Lokalprominenz kann auch als eigene Rolle (z.B. Bürgermeister/Bürgermeisterin) angelegt und von einem Ensemblemitglied gespielt werden.
3. Die Szenen mit der Lokalprominenz können einfach herausgestrichen werden.
Anmerkung:
- bei männlicher Besetzung der Putzkraft: Im 3. Akt, 6. Szene versucht Marleen kurz zu klingen wie die männliche Putzkraft. Aber nur für zwei Sätze. Dann gibt sie sich als weibliche „Vertretung“ zu erkennen. Bei männlicher Besetzung von Marleen und weiblicher Ute einfach andersherum.
Ort des Geschehens ist der Übergang zwischen den Kaufhaus-Abteilungen: Haushalt und Fashion.
Auf der rechten Seite ist der Anfang der Haushaltswarenabteilung. In ihr stehen auf niedrigen Tischen und in Regalen nach Belieben Küchengeräte, Töpfe, Zitronenpresse, Butterdose, jahreszeitliche Deko, ein Porzellan-Tierchen und andere Haushaltswaren. Ein offener Durchgang hinten rechts deutet an, dass die Abteilung dort weitergeht.
Auf der linken Seite geht es über in die Fashionabteilung. Auf einem niedrigen Tisch stapeln sich Hosen, T-Shirts und Halstücher. An einer Kleiderstange mit Rabattschild vor der hinteren Wand hängt verschiedenste Kleidung für Männer und Frauen. In der hinteren Ecke steht ein Wühltisch mit Unterwäsche. Seitlich steht ein Kassentresen. Die Verkaufsfläche der Fashionabteilung geht auch außerhalb der Bühne links weiter. Das wird ebenfalls mit einem offenen Durchgang links angedeutet.
An der hinteren Wand befindet sich eine Umkleidekabine. Auf der rechten Seite der Durchgang zur Kundentoilette. Davor stehen Stuhl und Tischchen für die Reinigungskraft. Auf dem Tischchen ein Münzteller und ein Schild: 50 Cent.
Für die T-Shirt- und Hosen-Stapel bietet es sich an, entsprechende Kleidungsstücke derselben Farbe im Ensemble zusammenzusammeln. Auf die Entfernung brauchen sie nicht wirklich identisch sein. Ggf. ist aber auch eine Leihgabe aus einem nahegelegenen Einzelhandel möglich.
Besetzung:10 Rollen – variabel mit 6 – 10 Personen (2-10w/0-8m) (eine Rolle optional) Zeit:Gegenwart Spielzeit:ca. 110 Minuten Erschienen bei:Plausus Theaterverlag, Kasernenstr. 56, 53111 Bonn Link zum Verlag:www.plausus.de E-Mail:info@plausus.de