Sind Sie schon mal schwer bepackt durch den Bahnhof gesprintet, weil das Gleis spontan geändert wurde? Oder durch einen Zug mit falscher Wagenreihung geirrt? Und standen Sie schon mal stundenlang mit einem Triebwerkschaden auf offener Strecke – im Hochsommer, bei ausgefallener Klimaanlage?
„Klar! Ist doch typisch Bahn!“, sagen Sie? Großartig! Denn dann sind Sie bestens vorbereitet auf dieses fulminante Bahn-Abenteuer: Der ICE 6948 wird einen außerplanmäßigen Halt einlegen müssen und Sie und die anderen Fahrgäste an einem trostlosen Provinzbahnhof zurücklassen. Ohne Handyempfang, ohne Taxis, ohne eine Aussicht auf Weiterfahrt.
Stattdessen erfahren Sie, dass unter den Fahrgästen womöglich ein Psychopath ist – und ein unglaublich witziges Nervenchaos nimmt seinen Lauf. Ihre Mitreisenden bei dieser spannenden Bahn-Odyssee sind: ein illustrer Kegel-Club, eine gehetzte Business-Frau, ein eigenwilliger Verschwörungstheoretiker, eine abgedrehte Motivationstrainerin und ein Ehepaar, für das der Zug offenbar schon längst abgefahren ist.
Das klingt vielversprechend? Dann holen Sie sich eine Fahrkarte und seien Sie dabei, wenn es heißt: „Senk ju vor träwelling wis Deutsche Bahn!“ Die Zuschauer werden als Mitreisende immer wieder amüsant und unkompliziert ins Spielgeschehen eingebunden.
9-13 Spieler variabel zu besetzen mit 1-12 Frauen und/oder 1-12 Männern. Die Altersstruktur ist sehr flexibel.
Er kann auch ein rein männlicher oder ein gemischter Kegelclub für Frauen und Männer sein. Dafür müssten nur wenige Textstellen leicht angepasst werden. Nachfolgende Figuren sind also auch männlich besetzbar.
Bärbel
tollpatschige Kegelschwester (61) (Doppelrolle mit Ilse möglich).
Sie hat den Kegelausflug organisiert und ist eine vergnügte, aber auch sehr tollpatschige Frau, der dauernd alles schief geht – natürlich zur großen Belustigung ihrer Kegelschwestern. Neben dem heillosen Bahn-Chaos wartet auf Bärbel, die kaum Alkohol verträgt, eine fast noch größere Herausforderung: Den Kegelausflug mit ihren trinkfesten Freundinnen unbeschadet zu überstehen.
Bärbel trägt ein Club-Shirt des Kegelclubs und wirkt etwas plump.
Thea
verfressene Kegelschwester (49).
Thea ist ein leidenschaftlicher Fan des Thermomix. Ihr Hobby hat sie zum Beruf gemacht und ist mittlerweile als „Thermi-Fee“ eine gefragte Influencerin auf YouTube (bei männlicher Besetzung: „Thermo-Held“). Fast täglich lädt sie von ihrer Küche aus neue Videos hoch, in denen sie Rezepte vorkocht. Allerdings verkostet Thea all ihre Produkte auch viel zu gerne – sie ist regelrecht fresssüchtig. Thea verschlingt Unmengen und kann sich kaum beherrschen, obwohl sie sich doch eigentlich fest vorgenommen hat, abzunehmen.
Auch sie trägt ein Club-Shirt, dass mittlerweile schon deutlich zu klein geworden ist und sich arg spannt
Larissa
versoffene Kegelschwester (39)* (Auch als zusammengelegte Rolle mit Lara möglich).
Larissa ist eine unterhaltsame Lebefrau, die ihre Kegelschwestern gern zum Trinken anheizt. Sie freut sich riesig auf den Kegelausflug und hat ordentlich flüssigen Proviant eingepackt. Larissa lässt es gerne krachen und hat immer einen lockeren Spruch auf Lager.
Auch sie hat ein T-Shirt des Kegelclubs an.
Lara
lästernde Kegelschwester (38)* (Auch als zusammengelegte Rolle mit Larissa möglich).
Sie ist eine Tratschtante, die wahnsinnig großen Spaß daran hat, über andere zu lästern und sich über sie lustig zu machen. Immer wieder tuschelt sie mit anderen Kegelschwestern und man erkennt an der Mimik und den Blicken, dass sie sich über Mitspieler oder einzelne Zuschauer im Saal lustig macht (aber nur so, dass es nicht vom eigentlichen Spielgeschehen ablenkt). Auch sie trägt selbstverständlich ein Club-Shirt.
Victoria
gehetzte Businessfrau (108) (auch männlich besetzbar).
Victoria ist eine gehetzte Karrierefrau, die jeden Tag versucht, ihre kostbare Zeit absolut effizient zu nutzen. Wie in einem Wahn schaut sie dauernd auf ihre Uhr, kalkuliert ihre Zeit durch und checkt ihr Smartphone.
Als Victoria auf dem Weg zu einem entscheidenden Geschäftstermin plötzlich auf einem Provinzbahnhof strandet, an dem die Zeit still zu stehen scheint, sie nicht weiterkommt und zum Warten verdammt ist, wird diese Bahnfahrt für sie zum persönlichen Albtraum. Sie versucht wirklich alles, um doch noch pünktlich zu ihrem Termin zu kommen – und schlüpft dafür sogar in die Rolle einer Psychopathin. Am Ende dieses außerplanmäßigen Aufenthalts in der Provinz, ist für Victoria nichts mehr so, wie es bei der Ankunft noch war.
Reinhold
Landstreicher (70) (auch weiblich besetzbar)
Als die gehetzten Fahrgäste des ICE in den verlassenen Provinzbahnhof strömen, treffen sie auf den gemütlichen Landstreicher Reinhold – und zwei Welten prallen aufeinander. Reinhold ist ein kauziger Aussteiger, der sehr glücklich mit seinem freien, bescheidenen Leben ist. Bei schlechtem Wetter sucht er Unterschlupf im Bahnhof. Für die aufgescheuchten Fahrgäste hat er kein Mitleid, sondern nur lustige Sprüche übrig. Reinhold ist etwas ruppig und sieht recht wild aus, er ist aber eigentlich ein sehr gutmütiger Kerl. Alkohol trinkt er nicht. Zu seinen wenigen Besitztümern zählt eine Mundharmonika. Er kann zwar nicht besonders gut spielen, nutzt sie aber, um mit ihr und seinen lustigen Reimen das kuriose Treiben im Bahnhof zu kommentieren.
Sieglinde Sieg
abgedrehte Motivationstrainerin (67) (auch männlich besetzbar)
Man muss es einfach positiv sehen! Dieses Bahn-Chaos ist doch eigentlich kein Bahn-Chaos, sondern lediglich eine spannende Herausforderung! So sieht das Sieglinde Sieg, die selbsternannte Expertin für Erfolg. Die abgedrehte Motivationstrainerin zieht durch die Lande und spornt jeden an, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Und da ihr im Provinzbahnhof die Fahrgäste und das Publikum völlig ausgeliefert sind, kommen auch sie in den fragwürdigen Genuss, sich von Sieglinde mal richtig motivieren und einheizen zu lassen.
Sieglinde ist eine völlig von sich überzeugte Blenderin, die immerzu Erfolg ausstrahlt. Sie sieht aus wie eine Macherin, läuft mit breiter Brust herum und klatscht immer wieder motivierend in die Hände.
Hubert
eigenwilliger Verschwörungstheoretiker (69) (auch weiblich besetzbar)
Hubert ist ein misstrauischer Wirrkopf, der sich sicher ist, dass er die Welt durchschaut – und die ist voll von bösen Plänen und Verschwörungen. Gerade ist Hubert auf dem Weg zu einem Vortrag über seine neueste Erkenntnis: dem Bahn-Komplott. Und dabei fährt er ausgerechnet mit dem Unternehmen, hinter dem er die ganz große Verschwörung wittert: der Deutschen Bahn. Hubert ist überheblich und besserwisserisch. Es berauscht ihn richtig, wenn er glaubt, eine neue Verschwörung durchschaut zu haben und er seine naiven Mitmenschen darüber aufklären kann. Wenn er von seinen kruden Theorien erzählt, wippt er auf den Zehenspitzen und reißt die Augen auf.
Hubert trägt Kleidungsstücke auf, die schon seit Jahrzehnten in seinem Schrank hängen.
Christa
wütende Ehefrau (33) * (Doppelrolle als Polizistin möglich)
Christa ist maximal frustriert und wütend. Da hatte sie sich und ihrem Mann ein Paar-Wochenende mit Gesprächstherapien gebucht, um endlich ihre Ehe ins Lot zu kriegen – und der Kerl macht bei der Paar-Therapie einfach nicht mit! Stinksauer reist sie nun mit ihrem Mann zurück – und gerät auch noch in ein Bahn-Chaos.
Christa ist Leiterin einer Kita und versucht eigentlich immer, ganz ruhig und besonnen auf alles zu reagieren. Doch ihr Mann bringt sie oft derartig auf die Palme, dass sie regelrechte Tobsuchtsanfälle bekommt.
Klaus
Christas plumper Ehemann (58)* (Doppelrolle mit Konrad möglich)
Klaus ist ein bodenständiger KFZ-Mechaniker und was Gefühle angeht, kein Mann der großen Worte. Verbal in Fahrt kommt Klaus eher, wenn er sich aufregen kann, zum Beispiel über die Deutsche Bahn. Klaus hat ein riesiges Wissen über Autos – mit ihnen kennt er sich aus, bei ihnen weiß er woran er ist. Ganz im Gegensatz zu seiner Frau – ihre Sehnsüchte und Befindlichkeiten werden ihm wohl immer ein Rätsel bleiben.
Konrad
überkorrekter Polizist/in (53)* (auch weiblich besetzbar – Doppelrolle mit Klaus oder Christa möglich)
Konrad ist stolzer Polizist der kleinen örtlichen Polizeiwache – und ein überkorrekter Bürokrat. Für ihn gibt es etwas, das noch wichtiger ist als die Verbrecherjagd oder der Schutz der Bevölkerung: Disziplin und Ordnung. Deshalb hält Konrad sich zwanghaft genau an Anweisungen und Vorschriften und kann erst beruhigt in den Feierabend gehen, wenn auch das unwichtigste Protokoll geschrieben ist.
Doch die Turbulenzen am örtlichen Bahnhof sorgen dafür, dass Konrads beschaulicher Beamtenalltag auf den Kopf gestellt wird.
Ilse
Psychiatriepatientin auf Abwegen (16) * (auch männlich besetzbar, Doppelrolle mit Stacy oder Bärbel möglich).
Ilse ist auf dem Weg in eine Psychiatrie, in der sie sich wegen ihrer Psychose behandeln lassen soll. Eigentlich ist Ilse gerade ganz gut drauf – doch der Triebwerkschaden ihres Zuges stresst sie so sehr, dass sie wieder Wahnvorstellungen bekommt. Plötzlich fühlt sich Ilse von Monstern verfolgt und dann hört sie auch noch diese Stimme, die ihr merkwürdige Dinge befiehlt ...
Stacy
amerikanische Touristin (13)* (Rolle ist komplett streichbar – oder auch männlich besetzbar sowie als Doppelrolle mit Ilse oder Polizist/Polizistin möglich)
Stacy ist eine völlig aufgedrehte Amerikanerin, die mit dem Zug Deutschland erkundet und dabei tausende Fotos schießt. Stacy findet alles immer nur „amaaaaaazing!“ und ist so verstrahlt, dass sie noch nicht einmal mitbekommt, dass sie ihren Zielbahnhof noch gar nicht erreicht hat.
Stacy trägt Kleidungsstücke aus deutschen Souvenir-Geschäften und einen Wanderrucksack, an dem lauter Deutschlandfähnchen stecken.
- Stacy kann gestrichen werden
- Stacy und Polizist/in, oder auch mit Ilse
- Die Rollen von Larissa und Lara können zu einer Rolle zusammen gelegt werden : Einsätze für Lara sind daher mit „Larissa (Lara):“ gekennzeichnet.
- Ilse und Bärbel
- Christa und Polizistin (wenn diese weiblich besetzt ist)
oder
- Klaus und Polizist Konrad (bei männlicher Besetzung)
Das Stück spielt in der Bahnhofshalle eines verlassenen Provinzbahnhofs. Der Raum wirkt völlig heruntergekommen und trostlos. An der Rückwand sieht man einen mit Brettern verrammelten Bahnschalter über dem „Fahrkarten“ steht. Daneben ein Bahnschild mit dem Ortsnamen „Eenööd“ oder dem Namen des Spielorts. Außerdem ist eine Bahnhofsuhr angebracht, die stehen geblieben ist. Die Wände sind zum Teil mit Graffiti beschmiert und es liegt vereinzelt Müll herum. Lediglich eine Wartebank strahlt bescheidene Gemütlichkeit aus. Neben ihr steht ein Mülleimer.
Hinten rechts geht es zum Gleis. Auf der linken Seite geht es raus aus dem Bahnhof. Beides ist ausgeschildert mit „Na Gleis ...“ bzw. „Na buten“. Zudem ist auf der rechten Seite eine Tür mit einem Zigarettensymbol darauf. Sie führt zum Raucherraum.
An einer Wand sind Fahrplan und Wagenstandanzeiger angebracht, sowie die Hausordnung. Je nach Platz und Möglichkeiten kann das Bühnenbild noch weiter ausgestaltet werden. Zum Beispiel mit einem zerbrochenen Fenster, das nur notdürftig repariert ist, mit einem Ersthilfekasten, einem Feuerlöscher, einem Lautsprecher und einem Rauchverbots-Aufkleber an der Wand.
Das Stück kann auch draußen am Gleis spielen (z. B. weil dies dem örtlichen Bahnhof besser entspricht). Zudem hängt an der Wand ein Schild mit dem Bahn-Logo, welches zum Abhängen sein muss.
Das Stück spielt am Gleis eines verlassenen Provinzbahnhofs. Hinten sieht man ein verrammeltes Bahnhofsgebäude, das schon lange geschlossen ist. Das Gebäude hat ein Vordach, unter dem sich Landstreicher Reinhold eingerichtet hat. Die Fenster sind kaputt oder mit Brettern verrammelt, das Gebäude ggf. mit Graffiti beschmiert. Es liegt vereinzelt Müll herum. Außerdem sieht man ein Bahnschild mit dem Ortsnamen „Eenööd“ oder dem Namen des Spielorts.
Bei Bedarf können auf der linken und rechten Seite alte verfallene Güterschuppen, Lagerhallen, ein kleines heruntergekommenes Stellwerk, ein Geräteschuppen oder ein vergammeltes und längst geschlossenes Kioskhäuschen angedeutet sein. Hinter ihnen geht es auf der linken Seite runter vom Bahnhofsgelände, auf der rechten Seite geht der Bahnsteig weiter zu einem eingezeichneten Raucherbereich
Hinter den Zuschauern ist das Gleis. Die Zuschauer selbst haben den Eindruck, noch mit auf dem breiten Bahnsteig zu sitzen. Wollen die Schauspieler zu den Gleisen, gehen sie vorne von der Bühne runter und weiter nach hinten in den Zuschauerraum. Auf der Bühne angebracht sind außerdem noch ein Fahrplan, ein Wagenstandanzeiger, die Hausordnung, eine stehen gebliebene Bahnhofsuhr und ein Schild mit dem Bahn-Logo.
Außerdem steht eine Wartebank auf der Bühne, neben ihr ein Mülleimer. Je nach Platz und Möglichkeiten kann das Bühnenbild noch weiter ausgestaltet werden. Zum Beispiel mit einem Ersthilfekasten, einem Lautsprecher, einem Kasten mit Streugut und einem Rauchverbots-Aufkleber an der Wand.
Soll das Stück draußen am Gleis spielen, muss an einigen wenigen Stellen der Text angepasst werden:
Auch sonst können neben der Bühne zahlreiche Ideen rund um das Thema Bahn entwickelt werden. Die Programmhefte, die auf den Stühlen liegen, könnten wie „Reiseinformationen“ gestaltet sein. Am Eingang könnte ein Schaffner die ankommenden Zuschauer begrüßen mit: „Is een frisch instegen, die Fohrkoorten biddääää!“ Über dem Verkaufstresen könnte „Bordbistro“ stehen und vieles mehr ...
Im Anschluss an die Vorstellung könnten die Kegelschwestern und Victoria im Foyer für gute Stimmung sorgen – die erneute Unterbrechung ihrer Reise kann ihre gute Laune nicht trüben. Sie kegeln die leeren Proseccoflaschen um und bieten auch den Zuschauern an, sich zu versuchen.
Da das Stück ohne Zeitsprünge und Umbauten auskommt, kann frei gewählt werden, an welchen Stellen Pausen gesetzt werden.
Titelbild
Ein themenbezogenes Titelfoto für Plakate, Flyer oder Programmhefte ist kostenfrei und in hoher Auflösung beim Verlag erhältlich.
Besetzung:13 Rollen variabel Zeit:Gegenwart Spielzeit:ca. 120 Minuten Erschienen bei:Plausus Theaterverlag, Kasernenstr. 56, 53111 Bonn Link zum Verlag:www.plausus.de E-Mail:info@plausus.de